09.11.2005

Bild-Analysen: Zwei gegensätzliche Bilder von Helmut Jahn


Zu meinen Bildern: Meine Malerei bildet nichts Gegenständliches ab, doch ist sie deshalb nicht wirklich abstrakt; der „Gegenstand“ meiner Malerei ist – nur die Malerei! Das mag verblüffend klingen, ist aber mit der Musik vergleichbar: Der „Gegenstand“ der absoluten Musik ist ja auch nur die Musik! Anders, als die meisterliche alte Kunst „erzählen“ die ABSTRAKTEN BILDER DER MODERNE keine Geschichten, bilden nichts ab, wiederholen keine vertrauten Inhalte, Formen oder Metaphern. Damit stößt die abstrakte Kunst auch heute noch oft auf Unverständnis oder erregt Widerspruch. Hier könnten meine Anmerkungen vermittelnd wirken. Ist doch jede Kunst auf das Interesse des Publikums angewiesen. In Form, Farbe und Bildaufbau gibt es allerdings keine Unterschiede zwischen den verschiedenen Stilarten und Konzepten.

Die Gegenüberstellung der beiden gegensätzlichen Werke (Nr. 13 und Nr. 15 in der Ausstellung) entspricht dem Titel „Ambivalente“ Farbräume“: Farbstrahlende „Farbwolken“ visualisieren Harmonie und Schönheit. Düster ist dagegen das schwarze Bild als Gleichnis für Ödnis, Not und „Faustschläge des Bösen“. Doch hier steht immerhin der „Glückliche Lichteinfall“ für das Prinzip Hoffnung …



Farbwolken (13)



Glücklicher Lichteinfall (15)

Zwar kann man auch in meinen „farb-sinnlichen“ Bildern hin und wieder „Assoziationen aus der Wirklichkeit“ entdecken, doch ist dies von mir keineswegs beabsichtigt! Besser wäre es diese (abstrakten) Bilder als autonome Werke anzusehen, die in sich ruhen und weder Deutungsversuche noch irgendwelcher „Krücken“ aus unserer Umwelt bedürfen: Bilder, gebaut aus Formen und Farben – nur dem Anscheine nach „anarchistisch“ doch untereinander verwoben, strukturiert und geordnet. Als Resümee – gegenstandslose Kunst zeigt uns nicht das, was wir kennen, sondern macht das Unsichtbare sichtbar. Als Maler hoffe ich, die Bild-Metaphern zu finden, die in der „sprachlosen“, doch sehr beredsamen Sprache der Kunst – den höchst ambivalenten Befindlichkeiten unserer Zeit entsprechen.



Farbwolke, 2001
Symmetrie: Entspannung Harmonie.
Anmutung: leicht, friedlich, transzendent & meditativ.     

… und die unterschiedlichen Grundprinzipien.



Schema des Bildaufbaus: Kreisende Ovale und   ruhendes Dreieck. Das Auge will nach oben - „hochfliegen“, ganz unbeschwert.



Schema des Bildaufbaus: Dreieckformen, mit Spitzen, Pfeilen. Tendenz: Sog nach unten- und stürzen. Gegenwirkung der gelben Lichtbündel.



Glücklicher Lichteinfall, 2005
Assymetrie: Spannung & Dramatik.
Anmutung: irdisch – düster, aggressiv, bleischwer & dämonisch.


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